Sich gemeinsam weiterentwickeln

Rezension: Tribe of Mentors / Tools der Mentoren (Ausschnitt des Buchdeckels)
Rezension: Tribe of Mentors / Tools der Mentoren
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Der ideale Mentor
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Sich gemeinsam weiterentwickeln

Foto: Mitautor Daniel Schubert des Buches Mentoring - Wissenswertes und Persönliches

Im Folgenden lesen Sie aus unserem kostenfreien Buch Mentoring – Wissenswertes und Persönliches den Erfahrungsbericht von Daniel Schubert, in dem er u. a. beschreibt, warum er gern ehrenamtlich Mentor ist.


Im Studiengang Philosophy&Economics an der Universität Bayreuth konnte ich erste Erfahrungen als Mentor sammeln. Mit Hilfe eines Mentorenprogramms sollte die Vernetzung der Jahrgänge erhöht und der familiäre Charakter des Studiengangs gefördert werden. So kam die Idee eines Mentoren-Programms auf, an dem ich in den Jahren 2011 bis 2013 mitwirken durfte.

Mentor bereits im Studium

Mit dem Mentoring sollten die Studienanfänger jemanden an die Seite gestellt bekommen, den sie mit ihren Fragen löchern konnten. Der neue Jahrgang wurde hierfür in Gruppen eingeteilt, die dann von einem oder zwei Mentoren im ersten Studienjahr begleitet wurden. Mit dem Programm wurde ein Angebot für die Studierenden geschaffen, die daran freiwillig teilnahmen. Eine aus meiner Sicht wichtige Voraussetzung für ein gelingendes Mentoring. Der Förderverein des Studiengangs organisierte und begleitete das Programm. Ich fand es spannend, meine Erfahrungen an der Universität und in einer neuen Stadt weitergeben zu können. Darüber hinaus war ich interessiert daran, welche Erwartungen und Vorstellungen die jüngeren Studierenden mit ins Studium brachten. In einem vorbereitenden Workshop zur Rolle als Mentor erfuhren wir, welche verschiedenen Persönlichkeitstypen in Gruppen auftreten und erprobten unsere Mentoring-Fähigkeiten in Rollenspielen.

Nach diesem Workshop hatten wir Mentoren uns bereits stärker als Gruppe formiert und uns untereinander vernetzt. Des Weiteren hatten wir ein gemeinsames Verständnis vom Mentoring entwickelt. Immer wieder konnten wir unsere eigenen Mentoring-Erfahrungen und Fragen zur Mentoren-Rolle in dieser Gruppe diskutieren. Hierbei spielten die Themen der Beziehung zwischen Mentor und Mentee eine wichtige Rolle, beispielsweise das Thema Nähe-Distanz: Inwieweit soll ich mir die Herausforderungen meiner Mentees annehmen und wo ziehe ich für mich die Grenze? Muss ich meinen Mentees rund um die Uhr zur Verfügung stehen? Soll ich mich in die Studienplanung einmischen, wenn ich diese für falsch halte oder nicht?

Meine Gruppe traf ich zum ersten Mal in der sogenannten Freshers‘ Week. In Gruppen, die passend zum Studiengang die Namen von bedeutenden Philosophen und Ökonomen trugen – versammelten wir uns auf dem Campus zur Stadtrally. Die erste Herausforderung des Studienbeginns: Welche Gruppe würde die Tour durch Bayreuth am besten zurücklegen und gewinnen? Schon hier waren verschiedene Persönlichkeiten innerhalb der Gruppe erkennbar: Wer hatte sich wie in die Gruppe eingebracht? Welche Fähigkeiten waren für welche Aufgabe entscheidend und wie hat die Gruppe als Team funktioniert?

Mit meiner Gruppe traf ich mich anfangs wöchentlich, später zweiwöchentlich zu unseren Mentoren-Abenden. In der ersten Phase des Mentorings stand für mich das Kennenlernen im Vordergrund. Da die Teilnahme an dem Mentoren-Programm freiwillig war, klärten wir erst einmal die Erwartungen. Ich wollte mein Erfahrungswissen teilen und mich möglichst auf Augenhöhe austauschen. Gerne beantwortete ich die Fragen, übernahm aber nicht die Studien- oder sogar die Lebensplanung meiner Mentees – schließlich sollten sie ihre eigenen Erfahrungen machen. Impulse geben ja, mich zu stark in die Entscheidungen einmischen nein.

Erwartungen der studentischen Mentees

Ein für mich ebenfalls wichtiger Aspekt waren die Erwartungen der Studienanfänger an das Studienprogramm Philosophy&Economics sowie die Stadt Bayreuth. Mit welcher Motivation hatten sie sich für dafür entschieden? Die Erwartungen und Vorstellungen waren so verschieden wie die Möglichkeiten, die das Programm bot. Gerade in der ersten Phase stellte sich heraus, dass der Beginn des Studiums auch ein Schock sein kann: falsche Vorstellungen von den Lehrinhalten, sich einen neuen Bekannten- und Freundeskreis aufbauen zu müssen, aber auch die gänzlich neue Lernumgebung und der Grad der Eigenverantwortlichkeit im Studium. In der ersten Phase war für mich wichtig, Vertrauen zu meinen Mentees aufzubauen und ein offenes Ohr zu haben. Für mich ging es um die Stabilisierung der Mentees in der neuen Situation.

In dieser Phase sprach mich einer meiner Mentees an und bat um ein Vier-Augen-Gespräch. Nach vier Wochen hatte er noch keinen richtigen Anschluss an die anderen Studierenden gefunden und trug sich mit dem Gedanken, das Studium abzubrechen. Groß war die Sehnsucht nach den vertrauten Freunden in der alten Heimat. Ich konnte meinem Mentee Möglichkeiten aufzeigen seine Lage zu verbessern. Im Uni-Orchester hat er dann schnell Anschluss gefunden und knüpfte an ein altes Hobby an.

In der zweiten Phase des Mentorings standen eher fachliche Fragen im Vordergrund. Meine Erfahrungen und welche Entscheidungen ich zu Beginn meines Studiums getroffen hatte, waren von großem Interesse. Warum habe ich meine Schwerpunkte in der Politischen Philosophie und der Wirtschaftsethik gesetzt? Wieso habe ich ein Semester an einer indischen Business School studiert? Wie habe ich das Semester dort organisiert? Als Mentor bekommt man schnell Wind von aufkommenden Mythen: „Die anderen schneiden im Studium besser ab als ich, besuchen mehr Kurse und haben das spannendere Praktikum ergattert. Warum schaffe ich das nicht“, war so ein Ausspruch. So individuell die Studierenden sind, so individuell können auch die Studienverläufe sein. In diesen Situationen etwas den Druck von den Mentees zu nehmen und sie zu ermutigen, ihren eigenen Weg einzuschlagen, fand ich wichtig. Von meinen Mentees habe ich immer mehr Eigenständigkeit erwartet: Die Treffen wurden selbst organisiert und auch die zu besprechenden Themen sollten selbst eingebracht werden. Das festgelegte Ende des Programms (eine gemeinsame Weihnachtsfeier) entließ dann alle Beteiligten. Meine Mentees brauchten meine Unterstützung nun nicht mehr; mein persönliches Mentoring-Ziel war erreicht.

Warum ich gerne Mentor bin

Ich selbst habe die „Arbeit“ mit den Mentees als sehr wertvoll empfunden. Die Fragen und die Herangehensweise, die nicht immer meiner eigenen entsprochen haben, haben mich zur Selbstreflexion angeregt. Die Erfahrung, Menschen in schwierigen Situationen zu begleiten und gemeinsam mit ihnen an Lösungsstrategien zu arbeiten hat zur Entwicklung meiner eignen Persönlichkeit beigetragen. Als Mentor habe ich versucht, meinen Mentees auf Augenhöhe zu begegnen. Beide – der Mentor und der Mentee – bringen sich mit ihren Erfahrungen, Einstellungen und Kenntnissen in das Mentoring ein. Zu einigen meiner Mentees habe ich noch Kontakt – nun geht es eher um Fragen der Berufsorientierung mit dem abgeschlossenen Studium.

 

Portraitfoto: Mentor Daniel Schubert

Über Daniel Schubert

Daniel Schubert hat an der Universität Bayreuth im Studiengang Philosophy & Economics studiert und diesen im Jahr 2014 mit dem Master of Arts abgeschlossen. Heute ist er für einen Arbeitgeberverband tätig und engagiert sich in verschiedenen Projekten als Mentor.

 

 

 

 

 

 


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Darin lesen Sie Wissenswertes, Tipps und Tricks rund um Mentoring.
Enthalten sind u. a. dieser Erfahrungsbericht von D. Schubert oder jene von Lena Neumann und Peter Diekmann.

 

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